Die Geschichte

Die Geschichte

der ehemaligen Bürgermeistervilla


1906 ließ die Stadt Gernrode dem Bürgermeister eine Villa in der Ortsmitte erbauen, bereits 1909 zeugt ein Foto von deren Fertigstellung und dem festlichen Einzug der Familie. Am Tor sind zum Schmuck junge Birken angeschlagen, auf der Treppe zum Hauseingang in stattlichem Frack steht stolz Herr Gustav Schröder, seine Frau und die Kinder auf dem Balkon und ein Dienstmädchen schaut aus dem Fenster. Das wird die wohl älteste Fotografie dieses Hauses sein.

 

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 100jährigen Geburtstag des Hauses im Jahr 2009 hielten wir erstmalig eine Kopie dieser Aufnahme in der Hand, die in vermutlich ganz kleiner Auflage seinerzeit als Postkarte beim Kunstverlag Carl Mittag/Gernrode in Druck ging. Ein Sammler alter Ansichten Gernrodes überließ uns zu unserer großen Freude einen Abzug, das Original gab er selbstverständlich nicht aus der Hand. Aber nochmal über 10 Jahre später kam von eben diesem netten Herren überraschend der Tipp, das ein weiteres, best erhaltenes Exemplar auf der Auktionsplattform Ebay aufgetaucht sei.
Ich hatte Glück und konnte sie ersteigern.
Nach einigen Tagen traf die Lieferung ein, auf den ersten Blick wirklich tadellos erhalten - bis auf eine kleine Kritzelei auf der Vorderseite. Abgestempelt im Sommer 2013. Ein junges Fräulein Erna schrieb nach Stendal, das ihr die Stelle als Lehrerin in Gernrode gut gefällt, die Sommerferien bald beginnen und …. das sie im Hause des Bürgermeisters Schröder ein Zimmer bewohnt und ihr Fenster auf der Karte mit einem Kreuzchen markiert hat.
Was für ein Gänsehautmoment! Die Karte ist tatsächlich direkt von einer Bewohnerin des Hauses versendet worden und nach rund 100 Jahren genau dorthin zurückgekehrt!

Herr Schröder war noch bis 1933 in seinem Amt. Mitte 1945 zog Dietrich Wilde als kommissarisches Stadtoberhaupt, eingesetzt durch die amerikanische Militärregierung, in die Villa ein. Im Oktober desselben Jahres wurde er bereits durch die Sowjets aus dieser Position wieder entlassen. Unter dem Pseudonym Dietrich Güstrow verfasste der Strafverteidiger in den Prozessen gegen die Hitlerattentäter später das Buch „In jenen Jahren“, in dem diese Zeit Erwähnung findet. Außerdem wurden in dieser Zeit viele Kriegsflüchtlinge in das Haus eingewiesen.
Der Bürgermeister, der in den 50ern das Amt antrat, Herr Hans Soldin, bewohnte das Haus zusammen mit uns bis ins Jahr 2005, dem Jahr bevor das Café Froschkönig auf Soldins einstiger Wohnetage die Pforten erstmalig öffnete: nach nur einem knappen Dreivierteljahr für grundlegende Renovierungsarbeiten, kleinere Umbauten und die Einrichtung war am 1.Juli 2006 vor der Kulisse des 14.Harzfestes der Startschuss für das Märchenreich des Genusses.